Sonntag, 25. März 2012

alte Posts 2: Eindrücke


Diesen Blog gibt es erst, seitdem ich an der Diani Busara Junior School arbeite, aber ursprünglich bin ich schon zwei Wochen vorher da gewesen und hatte in einem anderen Projekt gearbeitet. Da die ersten Eindrücke immer die spannendsten sind, möchte ich sie hier nicht vorenthalten und veröffentliche dazu Auszüge aus meinen E-Mails nach Hause aus diesen Tagen, hier eine davon: 


Ich hab mich schon ganz gut eingelebt im heißen Ukunda und schon eine Menge netter Locals kennen gelernt - alles Mädels, die Kerle sind mir zu aufdringlich. Die Leute sind freundlich und sitzen den ganzen Tag draußen, verkaufen Zeug, gehen zur Kirche oder Moschee, kochen, brutzeln, schimpfen mit ihren Kindern und hören reggaeartige Musik bis tief in die Nacht. Die Häuser haben keine Fenster, sondern mit Fliegengitter bespannte Löcher (wenn sie gut sind) oder entweder einfach gar keine Wände oder Wände ohne Fenster (wenn sie nicht so gut sind), deshalb hört man immer seine Nachbarn und das Leben auf der Straße. Dafür fühlt man sich nicht so allein.
In der Schule (D. M. Academy) ist es auch schön, das Gelände ist sehr hübsch und weitläufig, die Kollegen nett und das Projekt läuft gut. Dennoch denke ich sehr konkret darüber nach, aus Gründen, die ich hier fairerweise nicht aufführen möchte, das Projekt frühzeitig zu wechseln und ich werde mich am kommenden Wochenende nach Alternativen umsehen. Bitte nicht so auffassen, dass die D.M. Academy ein nicht-unterstützenswertes Projekt ist! Diese Mädels haben auf jeden Fall Paten und Zuschüsse verdient und das Projekt ist gut und sinnvoll organisiert und verfolgt einen vernünftigen Zweck.


Sonst habe ich mich gestern aus dem vertrauten Umfeld getraut und bin mal durch die Nebenstraßen geschlendert. Ich wohne auf der Hauptstraße des Ortes Ukunda (zwischen Rongai Restaurant und einer Werkstatt, gegenüber der alten Caltex-Tankstelle, lautet meine Adresse - denn Straßennamen und Hausnummern gibt es hier nicht), und es gibt zahlreiche Stichstraßen, in denen die Hütten sehr viel enger stehen und es ziemlich arg nach Slum aussieht. Viecher laufen herum und Kinder, die Leute verbrennen ihren Müll und verkaufen alles mögliche Zeug. Auf den Lebensmitteln sitzen die Fliegen, der Fisch stinkt, die Tomaten faulen. Ich habe nach Mangos gesucht, die mir die auf der Hauptstraße zum Wucherpreis von 50 Eurocent verkaufen wollen, obwohl sie eigentlich nur 10 kosten sollen. Auf der Suche nach den Mangos haben mich dann ein paar Ladys in einem Klamottenladen (aka Hütte mit T-Shirts und Hosen drin) so irre freundlich begrüßt, dass ich gleich mal da versackt bin, und wir haben geredet und gelacht und es war richtig lustig. Netterweise haben sie mich danach nach Hause begleitet, weil es schon dunkel war. 
Am Strand war ich bisher erst selten, aber dafür wird heute Nachmittag oder morgen Zeit sein. Der ist natürlich klasse, aber meine Haut muss sich noch an die Sonne gewöhnen und so gehe ich lieber abends oder nachmittags erst. Zum Transport gibt es hier wackelige Massentaxis, genannt Matatu: Alte Kleinbusse voll gestopft mit Leuten, aber besser als Tuk Tuks und Motorräder. Matata ist übrigens das Kisuaheli-Wort für "Problem" - und ich habe den Verdacht, dass "Matatu" irgendwie davon abgeleitet wurde (oder umgekehrt). Die Dinger haben immer mehr Passagiere als Plätze und wer Pech hat, steht im Türrahmen und hängt mit dem Hintern im Fahrtwind. Ein Matatu hat immer einen (meist suizidal veranlagten) Fahrer und einen zweiten Typen, der dazu da ist, Leute zum Einsteigen zu bewegen, die Fahrtroute kundzutun und das Geld einzusammeln. Eine Fahrt kostet je nach Länge zwischen 20 (zum Strand) und 50 (nach Mombasa) Eurocent, und bisher hat sich noch keiner getraut, mir kein Wechselgeld zu geben, obwohl das Ausländern wohl öfters passiert. So geht hier inzwischen alles seinen gewohnten Gang. Ich genieße meinen ersten freien Tag und habe erstmal ausgeschlafen. Im Restaurant nebenan wird heute sogar Köln-Dortmund übertragen, wofür ich bis vor einer Woche noch eine Karte hatte. Vielleicht gehe ich das dann gleich schauen. 


Euch alles Liebe und bis bald!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen