Freitag, 30. März 2012

Pilau

Nachdem ich mich nun entschieden habe, ab Montag in ein neues Projekt zu gehen, ist heute die letzte Chance für das Mittagessensprojekt.
Gestern bereits war ich mit unserem Koch Kassim in Ibiza auf dem Markt, und der Mensch ohne Schulabschluss schafft es, seinen Kostenvoranschlag von 36,40 Euro auf den Cent genau einzuhalten.
Kartoffeln schälen ohne Kartoffelschäler
Heute finden wir uns gemütlich in der Küche zusammen. Während Kassim den Porridge für das Frühstück der Mädels bereitet (ich helfe, das Getreide hineinzurühren), schnippel ich schonmal Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln für das Mittagessen. Später setzt Kassim das Fleisch auf, während ich die unglückliche Aufgabe habe, auch den Rest des Kollegiums von meinen Wechselplänen zu unterrichten, wobei mir glücklicherweise mit viel Verständnis begegnet wird. Ich verspreche, wiederzukommen, um noch das ein oder andere Projekt mit den Mädels zu starten.

Unsere Mädels werden mit Hilfe einer Jahresstiftung für Frühstück und Mittagessen jeden Tag ernährt. Aber nur alle zwei Wochen gibt es für sie einen Fitzel Fleisch, der diese Woche eigentlich wieder dran wäre, aber aus Gründen der aktuellen Marktpreise leider ausbleiben muss. Jetzt, wo die Prüfungsphase in vollem Gang ist, hatte ich ohnehin beschlossen, der Schule ein Mittagessen zu spendieren, und dann machen wir das eben heute. Unsere Sozialarbeiterin, Fidia, darf das Gericht aussuchen und sagt sofort Pilau - das möge hier jeder. Dabei handelt es sich um eine Art Reispfanne mit Tomaten, Knoblauch und allerhand Gewürzen, die sehr orientalisch schmecken, sowie ein paar Stücken Rindfleisch. Rind ist hier eindeutig die günstigste Wahl, wenn es um Fleisch geht. Den Kühen, die man öfter am Rand der Hauptstraße grasen (oder die Mülldeponien frequentieren) sieht, sieht man schon an, dass sie eher kein zartes Filetsteak liefern, sondern eher eine Art zähes, arg durchwachsenes Gulasch, welches wir nun fürs Pilau verwenden. Ich bin nicht überzeugt, aber Fidia leckt sich schon die Lippen, während sie um den Topf schleicht, und ich glaube ihr, dass dieses Essen für die Mädchen und Lehrer ein gutes ist.

Teamwork!

Später wird der Reis in der Fleischbrühe gekocht, und ich beteilige mich gern, die zehn Kilo des weißen Getreides hoffentlich fachgerecht mit einem riesigen Holzlöffel vor dem Anbrennen über offenem Feuer zu retten. Meine Augen tränen vom Rauch und den Zwiebeln, aber Spaß macht es trotzdem, und Kassim läuft begeistert um die Kochhütte und fotografiert mich.

Mittags tragen wir den großen Pott dann gemeinsam zur Ausgabestelle, wo die Mädels schon ungeduldig aufgereiht mit ihren Plastiktellern stehen. Für die Lehrer, die sonst nie in der Schule essen, und das Personal wird sogar Porzellan zu Tage gefördert. Kassim, Meister der Kalkulation, teilt die würzige Reispfanne gerecht auf rund 70 Portionen auf, hält genügend zurück für die Mädchen, die die Mittagspause nutzen, um zum Freitagsgebet in die Moschee nebenan zu gehen und freut sich dann selbst über seine Portion. Auch die Lehrer bleiben heute allesamt da und gehen nicht zum Essen in unser "Stammlokal", die Garküche an der Straße.

Ich bin ganz zufrieden mit meinem Werk, und hoffe, dass es nicht allzu arg nach "Abschiedsgeschenk" aussieht.


hungrige Mädels nach der Klausurwoche
Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei meiner Mutter (danke, Mama!) und meiner Freundin Elisabeth (danke, Liz!) für eure liebe Unterstützung des kleinen Mittagessensprojektes, und ich hoffe, ihr freut euch über die Fotos! Ich werd eine Tüte Pilaugewürzmischung mit heim bringen und dann spendiere ich euch eine Portion :)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen