Dienstag, 20. März 2012

Kreuz des Südens

Meinen ersten Globus hat mir mein Opa geschenkt. Er war aus Plastik, von innen illuminierbar und etwas größer als ein Basketball. Ich war gerade so alt, dass ich noch in den Karton passte, in dem der Globus verpackt war und der Deckel zuging, und deshalb erinnere ich mich an nicht mehr viel. Nur, dass ich seitdem Karten und Geographie furchtbar toll finde, und dass mich auf diesem Globus eine bestimmte Landmasse schon immer fasziniert hat, nämlich Australien. Auf dem Globus damals hätte ich sicher mit meinem Finger nicht dahin zeigen können, wo sich mein Heimatland Deutschland befand, nicht mal Europa, aber Australien hab ich gleich entdeckt, das weiss ich noch.
Seitdem finde ich Australien super. Ich hatte alles daran gesetzt, möglichst bald dorthin zu kommen, und es mit sechzehn tatsächlich geschafft - zum High School Aufenthalt, für sieben Monate damals. Das ist jetzt fast ein Jahrzehnt her (unglaublich!). Mit Australien hatte ich zum ersten mal einen Kontinent ausserhalb Europas betreten, was ab diesem Zeitpunkt dann fast jährlich geschah. Doch nach wie vor ist Australien unübertroffen ganz, ganz vorne. Sydney ist meine Stadt, damals wie heute, und auch, wenn ich seit 2005 nicht mehr dort war.

Die Australier sagen (meist die Augen verdrehend), es kommen viele Leute aus Europa, die als erstes die Badewanne voll- und wieder ablaufen lassen, nur um zu sehen, ob der Strudel sich in entgegengesetzter Richtung bildet wie zu Hause (Ähnliches passiert offenbar hier in Kenia zu beiden Seiten des Äquators, was ziemlicher Schwachsinn ist). Ich dagegen hatte nach meiner Ankunft Down Under als erstes den Himmel im Blick, und ich suchte nach einer bestimmten Sternformation, die so prominent auf den Staatsflaggen Australiens und Neuseelands vertreten ist: Das Kreuz des Südens. Man findet es leicht, denn es sieht genauso aus wie auf genannten Flaggen, doch sieht man es tatsächlich nur von der südlichen Hemisphäre aus. In meiner Erinnerung ist es einfach der Himmel über Australien.
Mit der Reise nach Kenia habe ich seit langem mal wieder den Äquator überquert. Nur wenige Kilometer zwar, aber als ich prüfend nach oben schaue, ist das Kreuz des Südens wieder da. Ich freue mich. Von Horoskopen halte ich nichts - aber auf diese Weise können ein paar Sterne mich trotzdem glücklich machen. Weil ich mich bisher immer wohl gefüllt habe dort, wo sie zu sehen waren. Und das ist ein gutes Omen.

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