Montag, 2. April 2012

Neuanfang


Das Wochenende war kurz, aber heute macht das Aufstehen Spaß. Es geht ins neue Projekt! Und darauf freue ich mich. Mich holt der Bus ab,der die kleinen Kinder zum Kindergarten fährt, der in die Diana Busara Junior School (meine neue Schule) integriert ist. Und dieser Bus ist so dermaßen rappelvoll (Verkehrsregeln und Sicherheit sind hier Fremdwörter), dass kaum alle reinpassen. Mir schallt das gewohnte, niedliche "Jamboooooooo" vieler kleiner Kinderstimmen entgegen, und wir fahren los, noch mehr Kleinkinder einsammeln. Ein Vater am Straßenrand reicht mir vertrauensvoll einen winzigen Zweieinhalbjährigen durchs geöffnete Fenster des klapprigen Minivans. Der hat dann auf meinem Schoss gesessen die Fahrt über und ist mir den restlichen Tag hinterhergedackelt. Inzwischen weiß ich, dass er Chris heißt, und wir sind gute Freunde geworden, hier ein Bild von uns:



Ich gehe heute den halben Tag in den Kindergarten. Zur Zeit ist Prüfungszeit und selbst die Minis haben schon Tests. Man sagt ihnen auf englisch "jump" oder "brush your teeth", und wenn sie die richtige Bewegung machen, kriegen sie einen Punkt. Sie können die Buchstaben a b c und d erkennen und einen Kreis von einem Quadrat unterscheiden und beides benennen, und bis 20 zählen. Das ist ziemlich cool. Und süß sind sie natürlich auch. Allein die Fahrt mit dem Bus am morgen und das lachende Kleinkind Mary, was mir begeistert in den Arm springt, machen den Tag zu einem großen Gewinn.

Kindergarten-Abschlussklausur


Frühstückspause: Die Kinder bekommen Porridge - Getreidebrei
Mittagessen gab's auch in der Schule, heute Linsensuppe, und Tee mit Milch (ein hässliches Überbleibsel der britischen Kolonialzeit) und einem gefühlten Zentner Zucker (das eher weniger britisch). Heute Abend nach der Schule gehe ich zu meiner zukünftigen Gastmama und lerne die drei deutschen Mädels kennen, die dort zur Zeit auch unterkommen. Ich helfe kochen und waschen und wir unterhalten uns nett. Die Tochter fragt jeden Tag, wann ich endlich einziehe, aber ich weiß es selber noch nicht. Klar ist inzwischen, dass ich das Zimmer nicht mit den drei Deutschen teile, sondern erstmal mit der Gastmama, und das ist mir auch ganz recht so. Nicht, weil ich die Deutschen nicht mag, sondern weil sie eine Gruppe für sich sind und andere Interessen haben.


Inzwischen habe ich Birgit, die deutsche Hauptsponsorin des Projekts getroffen, die ist nett. Ich denke, wir können gut zusammen arbeiten und das ist wichtig nach den letzten Erfahrungen. Morgen werden wir uns die häusliche Situation mancher Kinder anschauen, und es gibt Sachspenden, die mit Mitteln aus Deutschland vor Ort gekauft wurden. Also verteilen wir quasi ein paar Carepakete :). Außerdem soll die Schule bald neu gestrichen werden, und eine Eröffnungsfeier stattfinden. Alles in allem gibt es also viel zu tun.

Gerade war ich in Ibiza auf dem Markt einkaufen und freue mich gleich noch auf eine Runde Joghurt
mit Maracuja, dann fall ich glaub ich müde um ins Bett. Ibiza, übrigens, ist ein Abschnitt an der Hauptstraße, an der Ukunda weitgehend liegt, und dort ist immer viel los. Es gibt ein Kino (Hütte mit vermutlich illegal gezogenem Film auf kleinem Bildschirm und vor der Tür eine Kiste Popcorn), den Markt, viele Geschäfte-Hütten, Garküchen, Nachtclubs und Drogensüchtige. Ich mag Ibiza, weil es lebt, aber ein gutes Pflaster ist es nicht. Ich habe auch nicht rausbekommen, ob der Name von der spanischen Insel kommt (und wenn ja, warum?), aber da es hier auch ein Colorado gibt, nehme ich an, dass man sich gern ausländischer Namen bedient, die gut klingen.

Mangrovenwald bei Gazi
Sonst hatte ich ein schönes, wenn auch kurzes Wochenende. Mit einer Kollegin der alten Schule war ich in einem Mangrovenwald spazieren, in den ein Stück des Ozeans ragt, in dem man schwimmen kann, und es ist ganz ruhig und nicht so voll wie am Strand. In der Kirche war ich auch, weil ich mir das hier unbedingt anschauen musste, wie die Leute dort singen und tanzen, wie man sich das eben vorstellt. Der ganze Spaß hat aber 2,5h gedauert, und das ist mir zu stressig jede Woche :). Der Prediger hat mich gleich nach vorn gerufen, weil ich ein neues Gesicht war, der Chor hat mir ein Willkommenslied gesungen und dann wurde ich so umfassend gesegnet, dass es bestimmt fürs restliche Leben reicht. Und ich wurde genötigt, das Glaubensbekenntnis aufzusagen, obwohl ich das gar nicht wollte. Dafür habe ich dann einen schönen bunten Flyer bekommen, wo drauf steht, was man alles erwarten kann, wenn man in diese Kirche geht. In etwa klingt das wie ein Horoskop - finanzieller Segen, Wunder, die große Liebe und ewige Gesundheit. Afrika müsste ein Traumland sein, wenn alles wahr würde, wofür die Leute hier beten. Aber leider, fürchte ich, trägt der Flyer mit seinen Versprechungen ein wenig dick auf. Mal sehn, ob ich Ostern nochmal hingehe.

Das ist alles Neue - allmählich hat sich ja eine Routine eingependelt und der gehe ich jetzt eben nach. Ich denke, ab jetzt vergeht die Zeit auch irrsinnig schnell, und ich werde jeden Tag genießen.

Ich wünsche euch alles Liebe!

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