Mittwoch, 30. Mai 2012

Victoria Falls

Mosi-oa-Tunya - the smoke that thunders nennen die Einheimischen die Wassermassen, die ein paar Kilometer weiter den Fluss herab in die Tiefe stuerzen. Das ist tatsaechlich eine ziemlich akkurate Beschreibung - dazu aber gleich mehr. Der Morgen beginnt naemlich erstmal mit Fruehstueck und einem kleinen Aufreger. Das Fruehstueck gibt es a la Carte statt Buffet, weil nicht genuegend Leute im Hotel/Camp sind. Mein Zelt ist das einzige hinten im Camp, ausser den Luxuszelten mit Betrten darin, die immer dort stehen. Waehrend ich meine Ruehreier und den Instantkaffee verspeise, erklaert mir meine Tour, dass unser Ausflug zu den Wasserfaellen heute stattfindet - weil Michael moeglicht schnell nach Simbabwe will. Der einfache Parkeintritt von 20 Dollar ist in unseren Reisekosten inbegriffen. Rob sagt, er will uns um 10 im Park absetzten und eine Stunde spaeter wieder abholen. Ich blinzle. Eine Stunde? Fuer den ganzen Park? Sorry, aber wir haengen vier Tage hier in Livingstone, und kriegen eine Stunde an der Hauptattraktion? Ich erklaere, dass ich den ganzen Tag bleiben will. Rob erklaert, das koenne ich gern machen, muesse dann aber ein Taxi zuruecknehmen fuer 10 Dollar, und Busse gibt es nicht. Das nervt mich schonmal gewaltig - aber wird es wohl wert sein.
Um 10 jedenfalls bekomme ich meine Eintrittskarte in den Park in die Hand gedrueckt und gehe auf Entdeckungstour. Das ist ein grosses Highlight fuer mich. Die Victoriafaelle sind weniger zugebaut als die Niagarafaelle - um die Faelle selbst herum gibt es ausser der grossen Eisenbahnbruecke und ein paar diskreten Hotels stromaufwaerts keine komiscyhen Aussichtstuerme oder andere Dinge, die die urspruengliche Naturattraktion stoeren. Das ist gut. Dafuer allerdings muss man Eintritt zahlen, ok. Man sieht den "smoke" schon von weitem, und das "thundern" hoert man ebenfalls. Der Zambesi fuehrt sein Maximum an Wasser, und die Gischt spritzt ueber die volle Breite der Faelle in die Hoehe. Die volle Breite, das sind ueber anderthalb Kilometer, von denen, wie mir stolz erklaert wird, etwa zwei Drittel auf der sambischen/sambianischen/sambi-Seite liegen (die Leute hier unterscheiden der Einfachheit halber die "Zim"- und die "Zam-Seite", also werde ich das mangels Kenntnis des korrekten deutschen Austrucks auch tun). Der Park der Zam-Seite - anders als ich dachte - beginnt ein Stueck stromaufwaerts, bietet dann einen seitlichen Blick auf die Fallkante, von wo aus man sicherlich die ganze Laenge des Wasservorhangs entlangblicken koennte, wenn die Gischt nicht waere, und dann einiges an spannenden Kraxelwegen auf der anderen Seite der Schlucht, in die der Zambesi hineinkracht. Letzteren Teil besuche ich zuerst. Ich packe mich gut ein in meine Regenjacke, die ich fest ueber den Rucksack ziehe, und stecke meine neue Kamera in zwei Lagen Plastiktuete, die ich gut verschliesse, bevor ich das Buendel in die Tasche meiner Regenjacke packe. Am Eingang zu diesem teil des Parks verleihen sie Regenzeug, aber die Leute , die zurueckkommen, sehen nicht so aus als haette das sehr geholfen. Ich werd also so oder so nass, na gut. Auf dem Weg zur Knife Edge Bridge kommen die ertsen Tropfen, dann regnet die Gischt wie ein massiver, kalter Tropensturm auf mich nieder. Man steckt mitten in den Naturgewalten fest, patschnass, sieht nichts, hoert nur das laute Grollen des Wasserfalls und kaempft sich voran durch den dichten Regen. Smoke that thunders all right! Bei der Knife Edge Bridge (man konsultiere Google) handelt es sich um ein spannendes Konstrukt einer Bruecke ziemlich auf der Kante der dem Wasserfall gegenueberliegenden Klippe. Das Ganze muss man sich so vorstellen - anders als z.B. in Niagara, wo das dem Wasserfall gegenueberliegende Ufer aka Kanada gut ueber hundert Meter vom Wasserfall entfernt liegt, sind es hier vielleicht hoechstens 20. Der Zambesi faellt seine runt hundert Meter tief in eine breite Schlucht, die in der Mitte einen schmalen Ausgang in eine Art Canyon hat. Dort, wo kein Ausgang ist, stehen 100 Meter hohe, gruen bewachsene Felsbrocken mit senkrechten Steilkuesten dem Fall gegenueber, und auf dem rechten Fluegel davon turne ich grad rum. Der linke Fluegel ist die Zim-Seite. Die ganze Sache unterteilt sich in zwei Huegel, die in der Mitte durch eben diese Knife Edge Bridge verbunden sind, sodass man (abgesehen von der Gischt) auf der einen Seite die gesamte Schlucht hinunterblicken kann, in die der Wasserfall donnert. Dummerweise herrscht auf dieser Bruecke eben Monsun. Das fuert auf dem Hinweg dazu, dass einem etwa 10 cm hohes Wasser die leicht abschuessige Bruecke hinab entgegen fliesst. Durch den staendigen Regen ist die Bruecke algenbewachsen und glatt - was nicht angenehm ist, allerdings ist die Bruecke durch das Gelaender wahrscheinlich der bessere Ort um hinzufallen. Die meisten anderen Wege auf dem Felsen herum sind etwa einen halben Meter breite, nasse gepflasterte Wege, knapp zwei Meter von der Kante einer 100m tiefen Schlucht entfernt und nur durch eine knapp kniehohe Kette davon abgetrennt. Wenn ihr unter Hoehenangst leidet - kommt nicht hierher. Ich jedenfalls kaempfe mich erstmal ueber diese Bruecke. Das ist echt der Wahnsinn, neben den irren tosenden Wassermassen so nah daneben. Das etwa ist ein Erlebnis, das man in Niagara so nicht haben kann. Dafuer kann man hier nicht unten an den Fuss der Faelle wie mit der Maid of the Mist, schade. Ich will die beiden gar nicht so arg vergleichen, aber es draengt sich einfach auf. Eine Weile bleibe ich in der Mitte stehen, einfach um mir der Naturgewalt bewusst zu werden. Ich bin inzwischen natuerlich nass. Und zwar sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Regenjacke. In meinen mit Gummizug verschlossenen Aermeln haben sich von innen Pfuetzen gebildet - aber meiner Kamera geht es gut. Durch die beiden Plastiktueten hindurch versuche ich einigermassen meine Eindruecke einzufangen, aber das einzige, was sie einfaengt, ist, wie nass es ist und wie wenig man sieht. Doch je nachdem wie der Wind steht weht die Gischt auch mal kurz weg und gibt den Blick auf den Teil der Faelle frei, die der Bruecke gegenueberliegen.
Auf der anderen Seite bewege ich mich erstmal auf die Rueckseite der Klippe von den Wasserfaellen weg, um meinen Rock auszuwringen und das Wohlbefinden meiner Kamera abzusichern. Die ist aber furztrocken geblieben, das ist gut. Die Wege hier auf der Seite sind nicht weniger nah an dert toedlichen Kante (ich nehme aber an, man muss sich schon echt doof anstellen um tatsaechlich zu fallen). Man hat einen guten Blick in den Canyon auf der anderen Seite und die darueberfuehrende Eisenbahnbruecke, die die beiden Staaten verbindet. Andere Reisende und ich nutzen die Gelegenheit fuer ein Paar schoene, trockene Fotos. Einen Vollkreis-Regenbogen gibt es da beispielsweise zu bestaunen. Doch dann zieht es uns doch alle zurueck in die Gischt und ins Angesicht des Wasserfalls. WOW. Mehr kann ich nicht sagen. Ich sehe zu keiner Zeit mehr als vielleicht 300 Meter der Gesamtbreite, und diemals ganz hinunter, aber WOW.

Zurueck aus dem nassen Teil des Parks preise ich erstmal meine Geistesgegenwart, ersatzklamotten mitgebracht zu haben. Mein Rucksack ist unter der Regenjacke trocken geblieben, meine Unterwaesche leider nicht. Ich ziehe mich auf der Toilette um, und mir ist echt kalt. Dann draussen wieder obligatorische Fotos, dann gehe ich zum relaxen stromaufwaerts vor die Fallkante, dorthin, wo der Zambesi noch ruhig dahinplaetschert mit ein paar schoenen schilfbewachsenen Inseln, Steinen und Baeumen mitten darin (es wachsen sogar Baeume direkt auf der Fallkante und halten sich da, sieht stark aus!). Meine nassen Klamotten haenge ich zum Trocknen auf (dauert etwa eine halbe Stunde, dann ist alles wieder trocken) und spaziere ein bisschen den Fluss hinauf. Der Eindruck ist ein ganz anderer. Man sieht die Fallkante, den dahinter aufsteigenden Gischtnebel und die bibbernden Leute auf der anderen Seite.
es gibt einen dritten Bereich des Parks weiter hinten, der gross mit "beste Fotogelegenheit" beschildert ist - der fuehrt auf der anderen Seite des Canyons entlang, sodass die Felsen mit der Knife Edge Bridge von dort aus gesehen quasi vor dem Wasserfall stehen. Man sieht also auch hier eigentlich bloss die Gischt, und dann den Ausgang zwischen den Felsen, wo der brodelnde Zambesi sich in einer Linkskurve (von hier aus) in den Canyon ergiesst. Durch diese Luecke kann man ein Stueck der Faelle in voller Hoehe erkennen. Ausserdem blickt man - wiederum vom Rand einer Steilkueste aus - hinab in den Canyon. Die Seite, die der Zambesi nicht durchfliesst, ist ziemlich gruen. Im Schatten und der Gischt der Faelle, also quasi staendigem Regen, hat sich dort unten ein eigenes Oekosystem entwickelt, ein ziemlich gescheiter Regenwald. Man kann Stufen in den Canyon hinuntersteigen und das Ganze aus der Naehe betrachten - das mache ich als naechstes. Dies ist zum Glueck mal nicht steil, sondern ein netter und sicher aussehender Abstieg. Unten wird es heiss-feucht, es wuchern Palmen, Lianen und anderes Urwaldgruen un die Hoehe, waehrend man am oberen Rand noch die butnen Blatter der trockenen Herbstflora oben erkennt. Am Hang tummeln sich eine Horde Affen, darauf aus, den Touristen Essen zu klauen (manchmal erwischen sie dabei eine Kamera, und dann sind sowohl Affe als Besitzer sehr enttaeuscht). Schreiend huepfen und hangeln sie sich ueber den Fussweg, tragen ihre Babys herum oder den lausenden Partner auf dem Ruecken. Die Luft ist schwer und feucht, und von der Seite fliesst ein schmales ERinnsal kalten Wassers ueber den ueberwucherten Grund des Canyons, unter dem Weg hindurch, und verschwindet sogleich im Dickicht. Das ist echt mal ein regenwald - man fuehlt sich wie in einem ueberdimendionierten Tropenhaus - nur das hier ist echt. Das Ende des Pfades sind die Ufer des Zambesi - wieder recht ruhig nach dem 1000m-Sturz und dem Weg durch den engen Ausgang aus der Schlucht, aus der es gewaltig dampft. Eine Gruppe deutscher Frauen mit ausschliesslich Soehnen hat sich hier unten zum Picknick versammelt, und ich setze mich ein Stueck weiter dazu. Man sieht von hier die Eisenbahnbruecke nach Simbabwe, den Ausgang der Schlucht mit einem Fitzel Wasserfall rechts, den Urwald hinten und die trocken, sonnigen Klippen oben, ganz absurde Kombination. Ich mache meine Mittagspause und krabble dann die Treppen wieder hinauf, nicht ohne einen kleinen Ausflug per Waten durch das Rinnsal, wobei ich nicht weit komme. Oben im Zambesi schwimmen Krokodile, das weiss ich. Ich bin mir nicht sicher, ob die bloed genug sind, ueber den Wasserfall geschwemmt zu werden, aber wenn, dann wuerden sie es nicht ueberleben (es liegen aber keine platten Krtokodile hier rum, also werden sie vielleicht doch nicht druebergespuelt), deshalb nehme ich nicht an, dass in dem Rinnsal irgendetwas Gefaehrliches lebt.
Oben angekommen ist mir heiss. Ausserhalb der Gischt sind hochsommerliche Temperaturen angesagt und keine Wolke am Himmel. Ich kaufe mir ein Wasser am obligatorischen Kiosk und unterl\halte mich nett mit ein paar Zims und Zams. Dann beschliesse ich, mich ein zweites Mal durchnaessen zu lassen, weil mir heiss ist und es so klasse war. Das mache ich dann auch, und verbringe nochmal eine ganze Weile in der schieren Naturgewalt. Diesmal kriege ich ein paar mehr Fotos hin. Die besten aber bekomme ich von der Seite der Faelle - ab und an leasst der Wind es zu, recht weit die Front entlang oder in die Schlucht bis zum Boden hinunterzublicken.

Fazit ist, die Faelle sind Bombe. Wirklich toll. Ich bin ja ein Fan solcher Naturphaenomene, und das ist echt ein besonders tolles. Die Geographie an und um die Faelle ist einzigartig, und ich wuenschte, ich koennte rueber auf die Zim-Seite und das Ganze nochmal von dort betrachten - man soll die Faelle besser sehen konnen. Nun gut, wenn man in der Trockenzeit kaeme, wuerde man auch die volle Breite sehen (und in diesem irrsinnigen Devil's Pool schwimmen koennen, wenn man denn wollte), aber dann kommt eben auch nur ein duennes Rinnsal Zambesi ueber die Faelle und nicht die volle Droehnung wie jetzt. Wird wohl beides seine schoenen Seiten haben... In jedem Fall war der Besuch des Parks ein Highlicht. Als ich ihn bedauernd verlasse, ist es bereits nach vier. Ich mache mich auf den Weg ins Niemannsland zwischen der Zim und Zam Grenze um die Eisenbahnbruecke zu sehen. Zambia gibt mir einen Zettel, denn ich dem Grenzposten geben soll, dann kann ich durch. Es ist ein einigermassen langer Weg auf die Bruecke. Auf der anderen Seite sieht man die kuenstlichen Wasserfaelle fuer das Kraftwerk und weiter den Canyon hinunter, der durch den staendigen Ruckzug der Faelle gebildet wurde. Die Bruecke selbst ist ziemlich hoch, und wachelt jedes Mal, wenn ein LKW darueber fahert, was oft passiert und immer nur in eine Richtung moeglich ist (in der Mitte hockt eine Angestellte mit Regenschirm und dem entsprechenden Stop- and Go-Schild). Der Blick hinunter jedoch ist klasse, man kann nochmal den Wasserfall zwischen den Felsen erblicken, den Regenwald von oben, die Knife Edge Brige und die darauf rennenden Leute, und in die andere Richtung weit den Canyon hinunter blicken. Dort unten findet White Water Rafting statt, das supergut sein soll, und von der Bruecke springen ein paar irre Leute Bungee in den Canyon. Ich uebertrete die offizielle Grenze nach Simbabwe, reise aber natuerlich nicht ein - das wuerde teuer. Ich kann sogar bis auf die andere Seite der Bruecke laufen, doch das eroeffnet leider keine neue Ansicht der Wasserfaelle, schade. Die Bungee-Crew macht ihre Spaesse mit mir.
NAch einem sehr erfuellten Tag latsche ich zurueck zum Parkplatz des Parks, in der Hoffnung ein paar Leute zu finden, um sich das laestige Taxi zu teilen. Leider habe ich kein Glueck, lungere aber so lange herum, bis ein paar Locals, die fuer ein Luxushotelshuttle arbeiten, Mitleid bekommen und mich mitnehmen. Wir fahren dann nochmal ueber die Eisenbahnbruecke, um einen davon in Zim abzusetzen, den anderen bringen wir zum Royal Livingstone Hotel. Ich steige dort aus, um mir das mal kurz genauer anzuschauen. Mensch, ich moechte reich sein und nochmal hierher kommen. Auf der Wiese draussen stehen bestimmt 50 weiss eingedeckte runde Tische fuer eine Hochzeitsfeier, ein grosses Buffet, und viele herrliche Holzterassen, die inden Zambesi hineingebaut wurden, nur wenige mal zehn Meter vor der Fallkante mit entsprechend herrlichem Ausblick.

Das Shuttle wird dann auf deinen Nachtparkplatz gebracht und der Fahrer bringt mich mit deinem privaten Auto zurueck ins Camp. Einen Drink oder so zum Dank weill er nicht. Dafuer investiere ich die gesparten 10 Dollar Taxigeld in ein echt gutes Haehnchenschnitzel mit Salat. Dann telefoniere ich mit meinem Freund daheim. Gelungener Tag von vorne bis hinten.
Es ist kalt, und ich stehe bestimmt eine halbe Stunde unter der heissen Dusche, bevor ich mich ueberwinde, sie auszumachen und ins Zelt zu kriechen. Ich habe ne Menge Alptraeume, die alle mehr oder weniger einen Fall von den Felskanten in die Schlucht involvieren und schlafe auch deshalb, hauptsaechlich aber wegen des kuehlen Bodens nicht besonders toll.
Das Fruehstueck am naechsten Tag hat dann Buffetform, denn es sind viele Trucks in den fruehen Morgenstunden eingetroffen. Darunter mein neuer - "the Pig". Fahrer Dennis, den ich als erstes treffe, ist schonmal cool. Wir werden zu dritt sein auf unserer Fahrt nach Jo'burg, das ist schonmal cool, denn ich hatte befuerchtet mich kompett umstellen zu muessen und zu einer 22er-Gruppe zu stossen oder so. Zum Glueck nicht. Die andern beiden sind Paula, eine 27jaehrige Brasilianerin, mit der ich mich auf Anhieb super verstehe, und Siobhan, etwas juenger als ich, aus Australien, die ebenfalls einen netten, wenn auch weitaus zurueckhaltenderen Eindruck macht. Da kann schonmal nichts schief gehen.
Wir werden uns spaeter kennen lernen muessen, denn ich fahre mit dem (kostenlosen) Hotelshuttle um 10 Uhr nach Livingstone rein (und, auch wenn es heisst man muesse mal wieder ein Taxi zuruecknehmen, komme mit dem Fahrer ueberein, dass er mich auf seiner 14 Uhr Tour wieder einsackt). Leider sind vier Stunden in Livingstone ungefaehr dreieinhalb zu viel. Es gibt wirklich nichts zu tun! Ok, ich gehe in den Supermarkt und kaufe ein, damit ich nicht dauernd ins teure Hotelrestaurant muss, was jetzt auch nicht die beste und umfangreichste Speisekarte hat. Und dann? Ich suche Postkarten, finde aber keine. Stattdessen kaufe ich immerhin Briefmarken. Ich gehe auf einen Kunstmarkt, der nervig ist wie alles andere, was Touristenkram verkauft, sodass man keine 2 Sekunden aus dem Augemnwinkel auf etwas schielen kann, ohne dass einem 10 aufdringliche Leute das Zeug verkaufen wollen. Sie wollen hallo sagen und die Handschuetteln, ziehen einen dann ander Hand in den Laden, und ich werde, fuerchte ich, etwas unleidlich und gehe wieder, ohne etwas zu kaufen. Dann treffe ich zum Glueck ein suedafrikanisches, aelteres Paerchen, die auch mit dem Shuttle gekommen waren und nichts zu tun wissen, und wir hocken uns in ein nettes Cafe, machen eine Cappucchinopause vom Instantkaffee der letzten Wochen und Monate und unterhalten uns ganz nett (das andere suedafrikanische Paar vom Abend zuvor war allerdings netter. Meinten, se wuenschten, ihre Tochter sei wie ich, das ist doch ein Kompliment? Ausserdemsagten sie, ich solle in Johannesburg bloss gucken, dass ich den Tag am Flughafen verbringe, das sei das Spannendste, was es dort zu sehen gaebe. Ich hinterfrage die Entscheidung, direkt nach Tourende abzufliegen, jetzt immerhin nicht mehr).
Am Nachmittag ist Zeit, die neuen Mitglieder der Tour und deren bisherige Mtreisende besser kennen zu lernen, was nett ist. Wir verbringen den restlichen Nachmittag schwatzend am Pool, und ich freue mich ueber die Gesellschaft netter Leute. Und das sind sie wirklich. Eine Koreanerin feiert Geburtstag und es gibt Kuchen und eine kleine Feier. Dann das Pre-Departure-mMeeting mit der neuen Crew. Die eroeffnet mir leider, dass wir nicht ueber die Drakensberg-Mountains fahren wie erhofft (ein Streckenabschnitt, auf den ich mich gefreut hatte), weil der Truck die Berge hinauf zu lange brauchen wuerde. Ich sag euch, geht auf keine organisierten Touren, wenn ihr es vermeiden koennt. Ih freue mich, irgendwann mal mit nem PKW durchs suedliche Afrika zu touren und seolbst zu entscheiden, wo ich lang fahre und wie lange ich wo bleibe.
Wir gehen alle frueh schlafen an diesem Abend. Nachts wache ich mit Schmerzen beim Atmen auf. I(ch waelze mich eine Weile hin und her, bevor ich auf die Idee komme, mich aufrecht hinzusetzen. Das hilft. Bissel Angst habe ich trotzdem - wenn es in Suedafrika noch kaelter wird, will ich keine Lungenentzuendung kriegen! Ich fuelle mir zwei Wasserflaschen mit kochend heissem Wasser und nehme die mit in den Schlafsack. Das hilft.

Am dritten und letzten Tag wache ich frueh auf ud packe meinen Krempel in den neuen Truck - denn heute sollte ich offiziell umziehen. Das geschafft inspiziere ich das neue Fahrzeug. Es hat Vorteile gegenueber dem anderen, z.B. sind Fahrer- und Passagierkabine verbunden, man kann also reden, und die Frotfenster der Passagierkabine, die ueber das Fuehrerhaeuschen hinwegblicken, sind nicht vergittert, und man hat einen schoenen Ausblick. Da wir nur zu dritt sind, koennen wir ausserdem alle vorne sitzen.
Die meisten Leute gehen heute irgendwelchen Aktivitaeten nach. Ich hab mich inzwischen dagegen entschieden, weil einfach alles so dermassen ueberteuert ist, dass es mir die Laune verdirbt und ich es irgendwie auch boykottieren will. Raften (130 Dollar) gehen die Maedels heute morgen, nen halben Tag lang, soll gut gewesen sein. Wir schauen uns die Bilder und Videos an, die man fuer 60 Dollar extra kaufen muss. Eindere gehen auf eine Nashorn-Walking-Tour (90 Dollar), wieder andere machen ein Adrenalinpack mit einer 50-Meter-Schaukel durch den Canyon etc (140 Dollar). Das einzige, was ich gern machen werde, sind Aktivitaeten, die mich der Hauptattraktion dieses Ortes naeher bringen - dem verdammten Wasserfall. Doch da gibt es nur den 15-Minuten-Helicopter- oder Microlight-Flug, und der kostet auch 150 Dollar. Und man darf seinen Fotoapparant nicht mitnehmen. Bloedmaenner. Selbst der Zambesi-Dinnercruise heute Abend wuerde sich nur lohnen, wenn ich hartgesottener Alkoholiker waere und das all-you-can-drink-Angebot ausnutzen wuerde. Ergo mache ich einfach nichts - fahre aber mit meiner neuen Reisegefaehrten Paula und ein paar anderen mit zurueck auf die Bruecke zum Bungee (120 Dollar, Taxi extra). Dort verbringen wir eine Weile und schauen etwa 12 Leuten, incl. Paula, beim Springen zu. Gruselig, wirklich. Das ist so ungefaehr die eine Sache, die ich nie machen wuerde. Fallschirmspringen ok, aber Bungee? Und dann in einem Land ohe TUV? Fuer 120 Dollar? Irrsinn. Aber schoen, die Leute haben Spass. Ich treffe einen gleichgesinnten Angstschisser, der auf seine Begleitung wartet und sehr nett ist.
Auf dem Hinweg hatte die Gruppe mich beinahe zurueckgelassen, weil nur 4 Leute mit ins Taxi duerfen. Die fuenfte - das war ungefragt ich - haette bleiben muessen. Aber ich hab mich durchgesetzt, deshalb hat mich der Taxifahrer dann doch mitgenommen und nur kurz vor der Polizeikontrolle rausgelassen, um zu Fuss ueber die Grenze zu laufen. Um uns den Spass auf der Rueckfahrt zu ersparen, nehme ich das Angebot an, mit Mr. Angstschisser (Tom), und dessen Freundin (nicht Partnerin) Ellie zurueckzufahren. Ellie arbeitet als Geologin in Sambia und hat ihr eigenes Auto. Wir trinken auf den Flussterrassen unseres Camps eine Cola (die beiden laden mich ein) und ueberfliegen - ich zum zehnten Mal - die kurze Speisekarte. Seufzend erklaerend, dass wir hier quasi festsitzen, nur mit dem Taxi rauskommen (teuer!), es nur dieses Restaurant gibt und ich echt Lust auf was Indisches oder thailaendisches haette, beschliessen die beiden kurzerhand, dass sie das genauso sehen und nehmen mich mit in ein schoenes indisches Lokal in Livingstone - mit weissen Tischdecken, stoffueberzogenen Stuehlen, und einer Managerin, die zwei mal kommt und fragt, ob es uns auch wirklich gut geht. Tut es - das Essen ist toll und eine willkommene Abwechslung.
Zurueck im Camp ist Michael wieder aufgetaucht, der offenbar eine tolle Zeit in Great Zimbabwe hatte und dementsprechend gut drauf ist - obwohl seine Kamera die Victoriafalls nicht ueberlebt hat. Afrika ist echt kein Land fuer Kameras scheint es.
Morgen um acht fahren wir dann nach Chobe in Botswana, dort steht eine mehrstuendige Bootsfahrt auf dem Fluss an mit vielen Gelegenheiten, Tioere zu beobachten. Darauf freue ich mich. Nach dem indischen Essen bin ich so kaputt, dass ich am liebsten gleich ins Bett will. Doch ich habe noch dreissig Minuten prepaid-Internet zu verbrauchen, und ausserdem muss ich mit dem Blog weiterkommen, bevor der Enthusiasmus des Wasserfallbesuchs soweit zurueckliegt, dass er zwischen den Zeilen nicht mehr erkennbar ist. Ich hoffe, das ist noch nicht der Fall.
Ich bereue uebrigens nicht, keine der komischen Aktivitaeten gemacht zu haben, die hier angeboten werden. Rafting wird woanders moeglich sein, der Flug ueber die Faelle vielleicht irgendwann, wenn ich mal mit mehr Geld hierhin zurueck kommen sollte. Und meinen Dinnercruise werde ich morgen haben. Immerhin habe ich jetzt das Geld gespart, was mich die Kamera gekostet hat - und die Hauptattraktion Livingstones, die Wasserfaelle, habe ich bis zum Maximum ausgekostet. Dafuer war ich immerhin hier. Das naechste Mal dann von der Zim-Seite und bei Niedrigwasser. Mit Freund, hoffentlich. Und ohne organisierte Tour.
Vic Falls war also super. Und ich hoffe (und glaube tatsaechlich), dass die letzte Woche der Tour jetzt die beste wird. Sobald wie moeglich werdet ihr hier lesen koennen, ob ich mit dieser vermutung richtig liege.
Bis dahin wieder einmal letzte Gruesse aus einem Land - diesmal Sambia! Kommt alle her, es lohnt sich!

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