Mittwoch, 2. Mai 2012

Zurueck zur Normalitaet

Zum ersten mal in meiner Zeit in Afrika kostet es mich Ueberwindung, unter die kalte Dusche zu gehen (Warmwasser gibts natuerlich nicht und bracht man normalerweise auch nicht). Verflucht kalt ist es heute morgen im Kinderheim! Deshalb halte ich bibbernd nur die Haare kopfueber unter den Wasserstrahl, wasche mich knapp und setze mich dann schnellstmoeglich draussen in die Sonne.
Dort ist das Fruehstueck bereits beendet und der Heimleiter haelt eine Art Konferenz ab. Wie immer ist das weitgehend ein Monolog. Ich bin mir nicht ganz sicher, was es soll, was er mir von irgendwelchen vergangenen Vorkommnissen im Heim erzaehlt, aber scheinbar ist ihm das alles sehr wichtig. Die Kinder halten muehsam die Augen offen, und ich schiele nach einer Tasse heissem Tee, die ich aber erst eine gute Dreiviertelstunde spaeter bekomme, als der Monolog beendet ist.
Ich hab nicht besonders gut geschlafen heute Nacht - der Muezzin der Moschee nebenan hat naemlich um Schlag halb fuenf Uhr morgens eine halbe Stunde lang ueber eine verteufelt laute Verstaerkeranlage Rabatz gemacht, so, dass ich erst senkrecht im Bett stand, und mich dann gefreut habe, nicht zwei Wochen lang hier geschlafen und das jede Nacht mitgemacht zu haben. Irgendwann haette ich bestimmt nen Herzinfarkt bekommen...
Versteht mich nicht falsch, der Islam ist eine schoene Religion und alles... aber muss es denn um diese Uhrzeit so laut sein? Ein Gebetsaufruf ist doch auch bei 80 statt 180 Dezibel nicht weniger gut verstaendlich.
Jetzt, wo ich wach bin, denke ich schmunzelnd an etwas, was mir mein Freund mal vor einer Weile erzaehlt hat: Dass es in Aegypten inzwischen nicht mehr erlaubt ist, einen riesen Ghettoblaster auf die Moschee zu schrauben, nachdem es mal ein grosses Wettruesten gegeben hat und sich alle so dermassen uebertoent haben, dass dem Verstaerken ein Ende bereitet wurde. Diese Massnahme hat sich offenbar nicht bis Kenia durchgesetzt, und so schallt es eine ganze Weile ohrenbetaeubend allahu akbar durch die nicht verglasten Fenster, bis ich irgendwann gegen fuenf wieder einschlafe bis zur naechsten Gebetszeit in der Fruehe.

Nach dem Fruehstueck sammle ich meine Waesche von der Leine, packe meinen Krempel zusammen, helfe bei der Vorbereitung des Mittagessens und verbringe anschliessend noch etwas Zeit mit Kindern und Hausmuettern, bevor ich mich vorerst verabschiede und zurueck an die Schule fahre.
Die Diani Busara Junior School kann als Privatschule selbst ueber ihre Oeffnungszeiten entscheiden und ist damit heute etwas frueher dran als die meisten anderen Schulen, die am 7. Mai in das neue Trimester starten. Besonders viele Kinder sind noch nicht da, vielleicht die Haelfte der Schueler. Ich gehe meine Runde, besuche hier und da den Unterricht (die Abschlusspruefungen des letzten Trimesters werden besprochen), dann ist der erste Tag auch schon wieder vorbei und ich fahre im Schul-Matatu nach Zentralukunda. Auf dem Schoss diesmal meine kleine suesse Mary, die sich erfreulicherweise an mich erinnert, und Schwester Olivia, die auch ganz zufrieden auf meinem Oberschenkel Platz nimmt. Einfach schoen!

Mary, Olivia und eine Freundin

Jetzt geht es also wieder los mit der Schule. Genau sieben Tage bleiben mir dort noch, der Rest der jetzigen und die ganze naechste Woche. Wahnsinn, wie schnell die Zeit doch verstreicht. Ich fuerche, dass ich in der wenigen Zeit keine Berge versetzen kann, aber immerhin meinen kleinen Beitrag will ich schon leisten. Beispielsweise haben wir mitbekommen, das eine Klasse keinen Sportunterricht hat - keine Ahnung, ob das stimmt, aber wenn ja, dann werden wir es aendern! Solche und andere Kleinigkeiten werden sich schon finden.
Heute Abend aber wird erstmal wieder der Blog auf den neuesten Stand gebracht - leider immer noch ohne Fotos. Ich versuche staendig, welche hochzuladen, und immer gibt es ein anderes Problem. Aber auch das gehoert hier einfach zur ganz normalen Normalitaet.
In diesem Sinne - nicht die Geduld verlieren!

3 Kommentare:

  1. Hallo Ivy,
    da ich das Kinderheim sehr gut kenne wundert es mich schon, dass Du schreibst, es gäbe keine Fenstr und kein warmes Wasser. Fenster gibt es sehr wohl auch wenn die ein wenig anders beschaffen sind als in Deutschland und warmes wasser sollte es mitels Solaranlage auch im Haupthaus (wo Du doch geschlafen hast) schon geben, es sei die Anlage ist defekt wo sich dann Frau Alexakis gern kümmern wird. Wie kommt es , dass Du nur eine Nacht im Tsimba Childrens Home übernachtest hast wo doch frau Alexakis bekannt gegeben hat, dass Du 2 Wochen dort sein wirst und Dich mit den kindern beschäftigen wolltest? Ich finde es sehr schade, dass die Osterferien anscheinend für die Kinder des TCH wenig erfreulich waren, nicht einmal der Taekwondo Wettbewerb, wo unsere kinder gute Aussichten hatten, wurde wahrgenommen, woran lag das??
    LG Christine

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  2. Hallo liebe Christine,
    natuerlich hat es Fenster - nur keine vollverglasten Scheiben, Entschuldigung, wenn das falsch ruebergekommen ist. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass die Fenster, die sonst fuer die hiesigen klimatischen Bedingungen bestens geeignet sind, eben eines nicht sind, naemlich schallisoliert, und das wurde mir in dieser Nacht eben ziemlich bewusst. Das soll aber keinesfalls ein Vorwurf sein, dass es dem Heim an irgendetwas mangelt - im Gegenteil, ich finde es wunderbar ausgestattet.
    Warmes Wasser gab es hingegen tatsaechlich nicht, jedenfalls war das, was kam, wenn man den Hahn mit dem roten Punkt aufdrehte, nicht waermer als das mit dem blauen. Irgendeinen Grund wird das gehabt haben, aber es macht ja auch gar nichts, bei uns zu Hause in Ukunda gibts auch kein Warmwasser.

    Die Kinder haben einen guten Teil der zwei Wochen, in denen es vorgesehen war, dass ich ins TCH gehe, zu Hause bei Verwandten verbracht nachdem die Taekwondo-Sache nicht geklappt hat. Wir haben gemeinsam entschieden, dass es unter den Umstaenden wenig Sinn ergibt, dass ich im weitgehend leeren Kinderheim wohne. Die Zeit innerhalb der 14 Tage, als die Kinder da waren, war ich bis auf das Wochenende jeden Tag vor Ort, wir haben den Ausflug gemacht, gespielt, gegrillt und einiges andere gemacht. All das steht aber auch im Blog. Geschlafen hab ich zum Beispiel nicht dort in der Nacht vor und nach dem Ausflug, da mich Charles in Ukunda eingesammelt und auch wieder abgesetzt hat. Ich war aber trotzdem am Tag davor und danach im Kinderheim. Alles in allem sollten die Ferien also schon ganz ok gewesen sein und wenn nicht, dann liegt das hoffentlich nicht an mir, denn ich habe mir ne Menge Muehe gegeben innerhalb meiner Moeglichkeiten. Was genau das Problem beim Teakwondo-Camp war, weiss ich leider nicht; offenbar hatte sich herausgestellt, dass das eigentliche Camp nur einen Tag lang war und die An- und Abreise, insb. da zum Teil wohl auch nachts, als zu hoher Aufwand dafuer angesehen wurde. Naeheres erfragst du aber am besten woanders, da kann ich nichts Genaues zu sagen.
    Alles Liebe,

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  3. Super, danke Dir und ich wünsche Dir noch ein paar schöne Tage in kenia, gute Reise in das noch etwas aprilhafte Deutschland und weiterhin alles Gute.
    LG Christine

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