Eigentlich habe ich einen verdammt guten Orientierungssinn - ich finde mich in jeder Stadt sofort zurecht, und diejenigen, die ich letzten Sommer durch Toronto und Montreal gelotst habe, werden das bestätigen. Aber hier rennt man andauernd in irgendwelche Sackgassen, und obwohl man die Richtung kennt, in die man will, kommt man durch das Hinterland einfach nicht durch, wie in einem Labyrinth.
der Brunnen mit fließendem Wasser! |
die kleine Yvonne (im Vordergrund, nicht ich) sucht | einen Sponsor! |
Ein anderer Namensvetter, der kleine Yasin, hat mehr Glück im Leben. Heute tippe ich ihm am PC auf offiziellem Schulpapier einen Brief ab, der bescheinigt, dass er den Mai über nicht zur Schule kommen muss, weil er nach Deutschland fliegen darf. Leider sieht der Brief nicht offiziell aus, da die schwarze Tinte aus ist und wir blaue nehmen müssen. Das sollte dem Kleinen aber egal sein.
Dann fahre ich zum letzten Mal mit Birgit und Familie in den Marula Park, denn die Familie reist heute Nacht noch ab, und nimmt mich zum Abschied nochmal mit. Mit den Nachbarn Tina und Jürgen fahre ich später noch eine Runde nach Ukunda, um einfach nur durch die Straßen zu spazieren. Wir wählen die Gegend, in der ich bis zu meinem Umzug gewohnt hatte, und obwohl der Ausflug kurz ist, freue ich mich, durch die gewohnte Umgebung zu schlendern. Im Gegenzug für die "Stadtführung" benutze ich nun gerade den Laptop der beiden - und Abendessen gabs auch. Ich finde, das ist ein Superdeal - danke an die zwei!
Apropos Abendessen - gestern gabs doch kein Pilau mehr, denn die beiden Mädels, die abgereist sind, waren am Strand zum Fisch essen. Es war noch früh und ich hatte auf einmal auch wahnsinnige Lust, an den Strand zu fahren, ins Kühle, und dort etwas Gescheites zu essen, also fuhr ich kurzerhand in die Strandbar und bestellte mir verschämt ein Stückchen Rinderfilet mit Kartoffelbrei für acht Euro. Die folgende Geschmacksexplosion nach Wochen Ugali un Bohnen katapultierte meine Geschmacksnerven in den siebten Himmel, und ich guckte sehnsüchtig über das Wasser und wünschte mir Gesellschaft, um diesen Abend zu teilen. Zum ersten mal seit langem, und ganz bestimmt zum ersten mal nach nur drei Wochen Abwesenheit, verspürte ich ein ganz kleines bisschen Heimweh. Ich spazierte den Strand hinunter unter dem tollen Sternenhimmel und dachte an das, worauf ich mich freuen werde, wenn ich im Juni wieder nach Hause komme. Und dann dachte ich an das, worauf ich mich hier noch freue in den kommenden acht Wochen. Das ist schließlich auch schön!
Um acht kamen die Mädels von Fischrestaurant zurück und sammelten mich mit dem Motorrad ein, um den Rückweg anzutreten. Wenig später war dann gepackt und die zwei fuhren zum Flughafen, so wie heute nacht Birgit, und die ganzen anderen Leute, die ich hier kennen gelernt habe, in den nächsten Tagen. Ich befürchte, dass ich mich danach vielleicht ein bisschen allein fühlen werde. Aber wer weiß, welche Bekanntschaften sich dann ergeben?
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