Unterwegs bin ich heute mit der anderen Freiwilligen in meinem Projekt, und wir sind gleich auf zwei Hochzeiten eingeladen, mit dem ehrgeizigen Vorhaben, es auf beide zu schaffen. Zuerst geht es nach Ukunda; es heiratet unsere Kollegin Sofie, eine Lehrerin an der Busara Junior, und ich bin sehr gespannt, wie eine Hochzeit hier in Afrika aussieht.
die ersten Gäste schlafen ein, während wir warten |
das Auto sieht ein bisschen fehl am Platz aus, aber schick! |
Das zweite Brautpaar hat offensichtlich einiges mehr an Geld in die Zeremonie investiert als das erste. Die Halle ist riesig und voll mit gut gekleideten Leuten. Wir müssen uns ganz nach vorn setzen, wo unsere Gastmutter und die beiden Kinder sind. Das Essen und die eigentliche Trauung haben wir verpasst, Mist! Gerade sind sie beim Anschneiden der Hochzeitstorte. Unter Lobpreisungsgesängen für den Kuchen funktioniert das in etwa wie in Deutschland auch: Mit einem Messer und zwei Händen. Zwei schöne, vasenförmige Teile des modularen Kuchens werden zunächst den Elternpaaren überreicht, der Rest aufgeschnitten und mit der Gabel den übrigen Familienangehörigen direkt in den Mund gesteckt. Die anderen Gäste bekommen im Anschluss ein etwa zwei Kubikzentimeter großes Stück des Rührkuchens in Folie verpackt, aber lecker schmeckts doch.
Anschneiden der Hochzeitstorte |
Dann sind wir dran. Zum Glück habe ich eine Kleinigkeit dabei. Ich umarme die mir völlig Fremden und wünsche ihnen alles Gute - und sie freuen sich über die Gäste aus der Ferne, sagen sie zumindest. Wer weiß, worauf sie hoffen zu stoßen, wenn sie unser kleines Päckchen auspacken...
Mit noch mehr Getanze und Gesinge klingt die Hochzeit aus. Die frisch Vermälten werden mit Girlanden behängt und durch die Halle getragen, dann ist offiziell Schluss. Ich freue mich, dass unsere Hochzeiten in Deutschland länger dauern. Aber hier reicht es jetzt auch.
Wir fahren zurück in die Stadt zum Abendessen, da wir ja um das Hochzeitsessen gebracht wurden (echt fies, denn in den schönen Schalen des Partyservices hatten wir noch Reste entdeckt). Ich genieße es, mal wieder in einer Stadt zu sein, und auch wenn Mombasa weder schillernde Hochhäuser noch Straßenbahnen oder Leuchtreklamen aufweisen kann, gibt es mir doch ein urbanes Gefühl. Ich liebe Städte. Es ist Wahnsinn, was eine Stadt einem alles bietet, und ich vermisse wirklich meine Heimatstadt 2011, Montréal, und ihr Leben. Ich bezweifle, dass Mombasa da mithalten kann, aber im Vergleich zu Ukunda ist es trotzdem eine Stadt, und heute hätte ich einen Tag in der Stadt gegen jeden Strand der Welt eingetauscht. Ich bin froh, hier zu sein. Es ist, wie einen Tag auszubrechen aus dem Arbeitsalltag und in eine Oase zu kommen, nur das diese Oase eben nicht aus blauem Wasser und Palmen besteht, sondern laut ist und stinkt und vor sich hinwuselt. Aber genau das brauche ich manchmal, und es ist toll.
Fassaden von Mombasa |
Wir gehen in ein Restaurant, schlendern über den Markt, und ich kaufe ein Kleid, das ich von 17 auf 6 Euro heruntergehandelt bekomme. Dann bummeln wir durch die Straßen und ich genieße einfach die Atmosphäre. Mombasa ist alt und dreckig, wie spanische Hinterhöfe, oder Nebenstraßen der Bronx oder schlimmer, aber es gibt ein paar Parks, hübsche Moscheen, größere Hotels. Die Straßen sind voll und chaotisch. Man fällt als Weißer nicht ganz so auf, wenn auch öfters mal ein Kind mit aufgehaltenen Händen vor mir auftaucht und dreist "give me money" fordert.
Ich wäre gern länger geblieben, doch als es dunkel wird, fahren wir zurück nach Ukunda und nach Hause. Meinen Kopf voller Ideen hätte ich gerne sofort für den Blog geschrieben, doch der längste Stromausfall seit ich hierbin macht diesen Plan zunichte. Erst bin ich frustriert, doch dann entdecke ich den Vorteil der allgegenwärtigen Dunkelheit: Heute ist ein unübertrefflich schöner Sternenhimmel zu sehen. Man erkennt Sterne, die man sonst nie sieht, in zu Wolken verschwimmenden Schwaden, die keinen Zweifel daran lassen, wo das Zentrum der Milchstraße liegt. Ich sitze auf der Terrasse und genieße (leider hat die Bar in der Nähe für ihre blöde Musik wohl einen Generator, sonst wäre es noch schöner gewesen). Als der Strom um eins immer noch nicht da ist, gehe ich schlafen. Morgen ist ja auch noch ein Tag.
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