Donnerstag, 5. April 2012

Umzug

Wenn es jemals einen Moment gab, in dem ich mir gewünscht hätte, dass jemand einen Schnappschuss von mir macht, dann heute, als ich mit meinem Trekkingrucksack, zwei Taschen und zwei Plastiktüten voller Essen auf einem klapprigen Motorrad quer durch die Straßen von Ukunda transportiert wurde. Das muss wirklich ein Bild für die Götter gewesen sein...

So sieht also der afrikanische Umzug aus. Nach meinem Projektwechsel stand ja jetzt seit Tagen auch der Wechsel der Projektwohnung an, und so wohne ich jetzt in einer lokalen Gastfamilie - bestehend aus einer alleinerziehenden Mutter und zwei Kindern. Meine alte Wohnung im Zentrum von Ukunda vermisse ich schon ein bisschen, und auch die kleinen Gewohnheiten, die man auch schon nach zwei Wochen hat - abends ins Internetcafé oder die umliegenden Restaurants zu bummeln, zum Beispiel. Ab jetzt werde ich dafür wohl ein Fortbewegungsmittel brauchen. Aber ich freue mich, endlich am richtigen Familienleben teilzuhaben, beim Kochen auf dem mit Kohlefeuer betriebenen Ofen zu helfen und einfach zu sehen, wie der Alltag in einer lokalen Familie aussieht.

An den Schulen Kenias endete heute das Trimester, und der Schultag war dementsprechend kurz gehalten. An unserer Schule geht es aber trotz der Osterfeiertage munter weiter - morgen steht Streichen des Schulgebäudes mit Freiwilligen auf dem Programm, und Samstag eine Feier mit Eltern und Schülern sowie den angereisten Sponsoren. Für dieses Event üben die Schüler fleißig, und heute auf der Trimesterabschlussfeier gab es schon eine sehr vergnügliche Generalprobe. Ich wurde zum Tanzen aufgefordert, und alle hatten Spaß daran. Am meisten aber ich, denke ich :)

Sonst hatte ich zur Abwechslung mal den Nachmittag frei - eine schöne Entschädigung für das sehr kurz geratene letzte Wochenende. Den Nachmittag konnte ich dann fröhlich im Pool unten an der Küstenstraße entspannen - der erste Poolbesuch seit Ankunft hier, wow! Seitdem sind meine Füße wieder sauber. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie dreckig man hier innerhalb eines Tages wird. Es ist schwül, man schwitzt, und der aufgewirbelte Staub der unbefestigten Straßen und Seitenwege klebt dann unbarmherzig auf der feuchten Haut fest. Patschige Kinderhände, die weiße Arme tierisch spannend finden oder einfach gerne auf Oberschenkeln herumtrommeln (nicht ohne sich vorher in der Nase gebohrt zu haben) tun ihr Übriges... apropos Nase, ich will gar nicht ins Detail gehen, was sich darin innerhalb eines Tages alles sammelt. Inzwischen stelle ich mich abends der Einfachheit halber gleich mit Klamotten unter die Dusche. Und meine ehemals weißen, nun sandfarbenen T-Shirts sind dank Omo auch wieder eine Nuance weiter zurück in Richtung weiß gekommen. Meine Nachbarin, die den ganzen Tag mit ihrer Waschschüssel vor der Tür sitzt und überzeugt war, Europäer können ohne Maschine niemals waschen, ist stolz auf mich. Ich auch. Dafür nehm ich inzwischen sogar in Kauf, dass das aggressive Waschmittel die Haut anätzt. Aber das mildere Zeug aus der Reisetube bringt halt einfach nichts.

Jetzt bin ich gespannt auf meine erste Nacht ohne Deckenventilator, dafür mit Kleinkind im Zimmer.
Morgen werde ich berichten. Euch in Deutschland bis dahin eine gute Nacht!



altes Bett


neues Bett


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