mein kleines Memory-Spiel |
Ein letztes Mal Erwachen
im Paradies... dann geht es weg von der Ferienküste und zurück ins wahre Leben
in Ukunda. Ich fahre in die Schule, denn ich bin ja einigermaßen gewissenhaft.
Dort herrscht heute eine seltsam leere Atmosphäre – die Kinder sind weg, bis
auf die paar Schüler der achten Klasse, die zum Förderunterricht kommen, und
die Lehrer, die diesen geben. Sie kommen am Morgen, warten ab, bis sie dran
sind, und gehen dann heim. Es hatte geheißen, ich sollte diese Woche unbedingt noch
in die Schule kommen, es gebe viel zu tun (Termabschluss eben, Zeugnisse,
Statistiken etc, alles am PC, und die Leute haben inzwischen rausbekommen, dass
ich deutlich schneller tippe als sie). Aber es ist Stromausfall, und niemand
hat etwas zu tun für mich (oder sich selbst). Ich besorge mir Stifte und Papier
und setze mich in den leeren Raum der Baby Class und bastle ein Memory für den
Kindergarten.
Als ich klein war, hatte
mir meine Mutter in mühevollster Kleinarbeit ein Spiel gebastelt, bei dem es ähnlich
darum ging, zwei gleiche Bilder zu finden und zusammenzufügen, nur das eines
dabei schon aufgedeckt war. Daran denke ich während der Arbeit und ich vermisse
sie ein bisschen – solche Basteleien machen wir oft gerne zusammen für ihre
eigene Schulklasse. Damals, für mich, hatte sie alle Motive ausgeschnitten und aufgeklebt
und bestimmt ein Jahrhundert gebraucht – ich brauche einen Vormittag, da ich
die Bildchen nur male. Um 16 Uhr ist, eine Stunde früher als sonst, allgemeine
Aufbruchstimmung. Ich fahre nach Ibiza und lasse mein Memory laminieren. Für
den Preis hätte ich auch eins kaufen können. Aber genau wie bei dem Spiel von
meiner Mutter damals finde ich: Selbstgemacht kommt einfach noch ein bisschen
mehr von Herzen. Ich hoffe, die Kinder freuen sich.
Nicht viel ist sonst
passiert heute... bis auf eine Sache. Das erste Mal hat ein Kleinkind, an dem
ich auf dem Heimweg vorbei kam, im Angesicht meiner Erscheinung so angefangen
zu weinen, dass es sich nicht mehr beruhigen wollte. Seine Geschwister waren,
wie die meisten anderen Kinder, lachend herbeigelaufen gekommen und hatten mich
begrüßt und das Kleinste auf dem Arm mit sich getragen. Und das schaute mich an
und verzog im selben Moment so unglücklich das kleine Gesicht, dass ich mir
vorkam wie ein Ungeheuer; es versteckte sich hinter der Schwester, lugte dann
wieder hervor und heulte dann vor Angst laut auf. Das Schauspiel wiederholte
sich eine Weile, und ich erinnere mich, wie wir im Kindergarten dieses Spiel
gespielt haben, bei dem es am Anfang immer heißt „Wer hat Angst vor’m schwarzen
Mann?“ Ob es das hier mit dem weißen Mann gibt?
Wie kommt es, dass ich
mich heute so arg an meine Kindergartenzeit erinnere? Vielleicht färbt die eine
Woche Arbeit in der Grundschule schon ab. Jedenfalls trägt dieser Post heute zu
Recht den Titel „Memory“.
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