Freitag, 20. April 2012

Frust

Diese Woche hat einfach mal gar nichts geklappt. Angefangen bei meinem Einstand im Kinderheim ueber ewige Internet- und Computerproblematiken bis heute. Ich bin in meine alte Projektschule gefahren, weil ich dort angeboten hatte, mit den Maedchen Papier zu schoepfen und daraus Weihnachtskarten in afrikanischem Design zu basteln, die dann in Deutschland hoffentlich gewinnbringend veraeusserbar sind. Alles war abgesprochen und heute war der Termin.
Ich war da - aber das war auch alles. Kein Fliegengitter zum Schoepfen, kein Metallrahmen, keine Lebensmittelfarbe, und auch kein Geld dafuer. Dabei hatte ich vor ueber einer Woche eine Art Bedarfsanforderung geschrieben und mich nur an Materialien gehalten, die im lokalen Shop, wenn nicht sogar auf dem Sperrmuell zu finden sind. Nun denn. Ich unterhalte mich ein paar Stunden mit den alten Kollegen und nutze dann den Schulbus, um unverrichteter Dinge wieder zurueck nach Ukunda zu fahren. Naechste Woche sind dann richtig Ferien und niemand mehr in der Schule - ich sehe schwarz fuer die Weihnachtskarten.

Die Woche ist immerhin jetzt zu Ende, aber ich bin immer noch - wie ich finde zu Recht - frustriert. Und ferner finde ich, wenn dem der Fall ist, dann muss ich das auch so schreiben wie es ist, jetzt, wo ich immerhin schreiben kann. Vier Tage hat es gedauert, an den Laptop zu kommen, den uns der Gastpapa schon Montag hatte ausleihen wollen. "Morgen koennt ihr ihn abholen!" - nicht da. "Morgen bring ich ihn" - kommt net. Als er ihn tatsaechlich mitbringt, ist der Akku leer, und das Kabel liegt sonstwo. Wir fahren sonstwo hin - aber da ist es auch nicht. Wieder heisst es morgen, morgen, morgen. Derweil liegt der ganze Block, in dem sich die beiden Internetcafes Ukundas befinden, internetmaessig brach. Ich springe im Sechseck. Neuen Freiwilligen Infos schreiben soll ich, der Blog will auf dem Leufenden gehalten werden und die ein oder andere Neuigkeit zum womoeglich bevorstehenden Umzug nach England gibt es auch - ich komm nur nicht ran und kann nicht reagieren.

Ich fuehle mich, als ob ich einen Schnaps brauche, oder eine Massage, und entscheide mich fuer Letzteres, da die Auswirkungen auf die Kopfschmerzbilanz wahrscheinlich die besseren sind. Am Abend geschieht das Wunder: Computer, Kabel, ich und eine funktionierende Internetverbindung sind alle gleichzeitig am selben Ort vorhanden. Hier das Resultat.

Derweil ist die Gastmama krank geworden und kaempft sich fiebrig durch den Tag. Die Kinder werden anstrengend. Der Kleine pieselt beim Abendessen in aller Ruhe auf den Teppich - Wegwischen Fehlanzeige. Das Kind wird umgezogen, waehrend im Wohnzimmer die Fluessigkeit langsam versickert - ich will nichts mehr essen, ist eh zum zehnten Mal die Woche Ugali. Reis zu teuer. In unserem Zimmer geht seit Montag das Licht nicht mehr, ebenso wie im Klo. Gluehbirnen vermutlich auch zu teuer, denn da werden wir genauso vertroestet wie mit dem Laptop, und der kostet immerhin nichts. Wir schlafen wieder draussen, denn der Hof ist beleuchtet.

Sonst ist die zweite Wochenhaelfte hauptsaechlich ereignislos verlaufen. Ein zweiter, nicht sonderlich weiterfuehrender Besuch im Kinderheim, wo zur Zeit nur noch zwei Kinder wohnen, die weitgehend mit sich selbst beschaeftigt waren und dann zum Mittagsschlaf ins Zimmer geschickt wurden, stand Donnerstag auf dem Programm. Gerade diese zwei Kinder, die aus verschiedenen Gruenden nicht zur naeheren Verwandschaft fahren konnten ueber die Ferien, wollte ich ja gerne auf einen Ausflug mitnehmen, aber leider war der Manager noch in Nairobi da und konnte damit auch das OK nicht geben. Ein neuer Versuch ist fuer naechste Woche geplant.
Ich besuche das Teens Watch Projekt zur Drogenpraevention, doch an dem Nachmittag ist dort nicht mehr viel los. Ich muss ein andermal wiederkommen.
Viele unschoene Neuigkeiten gibt es dieser Tage ueber Kriminaliteat in der Region, das ist eigentlich das Schlimmste. Durch die Regenzeit ist gerade Nebensaison fuer die Hotelindustrie, und die Jobs werden knapp. Den Leuten fehlt das Geld, und der Frust waechst und endlaedt sich in Diebstahl, Gewalt und anderen unschoenen Dingen, von denen man jetzt regelmaessig hoert und die meine Laune betraechtlich einschraenken. Und als waere man nicht schon ungluecklich genug mit einem Nachbarland wie Somalia, faengt es nun auch im Suedsudan wieder an zu krieseln, und neben den bedauernswerten Fluechtlingen kommen auch Waffen ueber die Grenze - jedenfalls klingt die Nachrichtenlage im irre tollen kenianischen TV nicht besonders vertrauenerweckend.
Und dann heute das Papierprojekt als Kroenung .... nun ja. Tolle Woche, sag ich ja. Dabei liegt es gar nicht an mir! Ich bin hier und habe Zeit und Lust etwas zu machen, aber die Nachfrageseite kommt nicht so richtig in die Puschen.

Ich empfinde diese Woche, wo ich ja eigentlich gar nicht geregelt arbeiten gehe, als viel anstrengender als die zurueckliegenden vier. In den Pausen (von was eigentlich? Hauptsaechlich vom Aergern, wuerde ich sagen) Aber schliesslich ist es eine der Hauptsachen, die man lernt in Afrika: Nichts mehr fuer selbstverstandlich zu halten. Ich verspreche jedenfalls hoch und heilig, mich in Zukunft ueber alles zu freuen, was auf Anhieb funktioniert.

3 Kommentare:

  1. Hallo Ivy, das Tsimba Childrens Home, damals noch unter der Leitung von "Don`t just say it, do it! e.v" hat einen gut funktionierenden Laptop als Leihgabe an die Schule gegeben. Da jetzt Ferien sind, könntest Du den nicht nutzen? Bin sicher,dass Viele Deine Berichte lesen (wollen). Viel Erfolg und auch etwas Spass weiterhin. LG Christine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen lieben Dank Christine fuer das nette Angebot, ich werde mich erkundigen! Bis dahin klappt jetzt aber auch das Internetcafe wieder, nur eben auf hebraeisch, das sieht man an den lustigen Formatierungsfehlern. Aber immerhin - es klappt.
      Keine Sorge uebrigens, ich habe Spass, manchmal muss man sich nur eben etwas laenger zu ihm durchkaempfen :)
      Herzliche Gruesse

      Löschen
  2. Hallo Ivy, Deine Aussage, sich zu dem Spaß durchzukämpfen, finde ich genial! Tolle Einstellung! Gruß Birgit

    AntwortenLöschen