Sonntag, 22. April 2012

Kaesespaetzle


Ein bisschen skeptisch schaut sie schon, Amy, unsere amerikanische Nachbarin, als wir beginnen, ihre Kueche gewissermassen zuzusauen. Aber sagen tut sie nichts, denn immerhin hat sie uns eingeladen, und wir haben den groessten Spass des Tages.
Ob wir uns sonntags treffen wollten um mal irgendein Gericht aus irgendeinem Teil der Welt zu kochen, hatte sie mir neulich angeboten und da ich ja gern koche, war ich natuerlich sofort dabei. Sarina laden wir noch dazu ein, und beschliessen, heute mit etwas Deutschem zu beginnen. Amy jedenfalls beschliesst das, denn sie ist neugierig. Ich stehe wieder vor dem Problem, mir etwas Deutsches ausdenken zu muessen, ohne Schweinefleisch, weil es das hier nicht gibt, und moeglichst auch ohne andere unverfuegbare Zutaten.
Auf dem Heimweg gehe ich in den Supermarkt und suche nach Lebensmitteln fuer Kartoffelsalat mit Wuerstchen - deutscher gehts ja wohl nicht.
Doch Mayo, Guerkchen und co sind teure Importware, und deshalb disponiere ich um und besorge nur die Wuerstchen, ausserdem Eier, Mehl, Zwiebeln und Kaese, und dann machen wir eben Kaesespaetzle.

Amy und ich bei den Vorbereitungen
Amys Kueche ist super ausgestattet. Auch wenn ihr Haus zu unserem baugleich ist, sieht es doch ganz anders dort aus, weil sie sich doch mit einem kleinen, westlichen Touch eingerichtet hat - und so zum Beispiel auch eine Kaesereibe besitzt. Auf eine Idee kommt ein Kenianer Mangels Kaesekonsum (ich habe bisher wenige getroffen, die Kaese moegen) eher selten. Ausserdem hat sie einen Gaskocher, der das Kochen mit zwei Toepfen gleichzweitig ermoeglicht. Die Wuerstchen brutzeln schon froehlich, und Sarina schnippelt Zwiebeln (danke, denn das kann ich absolut nicht, ich heule noch zwei Stunden spaeter wenn ich mit ‘ner Stange Porree kurz im selben Zimmer war) waehrend ich den Spaetzleteig zusammenruehre
.
die improvisierte Spaetzlepresse
Ich hab zwar ueber fuenf Jahre in Baden-Wuerttemberg gewohnt, aber so ganz der Experte fuer Spaetzle bin ich nicht. Zu lecker ist die Frischteigvariante aus dem Kuehlregal gaengiger Supermarktketten. Aber richtig schwer ists ja auch nicht - gut mit dem Holzloeffel schlagen, hat man mir beigebracht, also versuche ich das mal. Hochleistungssport ist das, bei der Hitze! Zum Glueck hat Amy einen Ventilator. Das Einzige, was sie nicht hat, ist eine Spaetzlepresse. Aber das waere ja auch zu viel des Guten. Ich habe keine Lust, fuer sechs Leute Spaetzle vom Brett zu schaben, deshalb wird improvisiert. In einen leeren Margarinekarton werden unten Loecher gebohrt, Teig hineingefuellt, und mit einem zweiten Karton von oben durchgedrueckt. Im dritten Versuch, nach viel Verduennen des Teiges und einem schoenen Spaetzleteigtropfenmuster in der halben Kueche klappt es dann sogar ziemlich gut. War das Ingenieurstudium doch noch zu was gut :)
Wir fischen die fertigen, sogar nach Spaetzle aussehenden Wuermchen aus dem Wasser und brutzeln sie mit viel Butter, Zwiebeln und Kaese zusammen. Dazu machen wir Tomatensalat. Die Wuerstchen gibts als kleine Vorspeise, quasi zum Kosten, und natuerlich als Currywurst - kleiner Gruss aus deutschen Imbissbuden.

Da wir die Kueche saubermachen und die fertigen Speatzle auch besser aussehen als der Matsch davor, verliert Amy ihre Skepsis dann auch endlich, und ihr, ihrem kenianischen Mann, der kleinen Tochter, uns beiden Deutschen und zuletzt dem Wachmann, mit dessen Versorgung wir dran sind, schmeckt's offenbar so gut, dass am Ende alle riesigen Portionen ratzeputz weggefuttert sind
 .

stolze Koeche mit Endergebnis

Naechste Woche soll es dann etwas Mexikanisches geben, darauf freu ich mich total. Wir verabschieden uns aus der gemuetlichen Runde und gehen nach Nebenan, unser Nachtlager auf der Terrasse aufschlagen. Heute ist der Himmel wieder herrlich klar, und Amy hatte uns noch eine DVD ausgeliehen, die wir jetzt mit dem Laptop anschauen .

ich kann es gar nicht erwarten, die Bilder der Spaetzleaktion hier hochzuladen, bitte gebt mir da noch etwas Zeit. Bis dahin - guten Appetit!

Update vom 26.April: Die Bilder konnten erfolgreich hochgeladen und mein Blog aus dem Hebraeisch-Modus zurueckgeholt werden. Ich kann wieder in die “richtige” Richtung tippen, und bald dann auch hoffentlich ein Paar der unter erschwerten Bedingungen zu Stande gekommenen Tipp- und Formatierungsfehler beheben.

2 Kommentare:

  1. Hallo Ivy,
    ich freu mich schon immer auf einen neuen Beitrag von Dir und finde mich in vielem wieder. Und jetzt weiß ich auch, dass ich nicht die Einzige bin, die in Kenia mal was Schwäbisches auf den Tisch bringt. Übrigens läßt sich aus den roten Kartoffeln prima ein schwäb. Kartoffelsalat machen und dazu braucht man weder Majo noch saure Gurken.
    Wünsch Dir noch eine schöne Zeit und uns noch weitere interessante Berichte von Dir.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo liebe Bettina,
    vielen Dank fuer deine lieben Worte! Ich freue mich sehr, eine Rueckmeldung zu bekommen von einer Person, von der ich bisher gar nicht wusste, dass sie meinen Blog liest. Toll, dass es dir gefaellt. Gleich tippe ich noch zwei Eintraege, dann gibt es wieder etwas zu lesen und diesmal auch Bilder zu gucken.
    Gute Idee mit dem Kartoffelsalat - ich hab auch schon die passenden Kartoffeln zu Hause. Was fehlt, ist diesmal der Herd. Zu meiner 'Schande' muss ich gestehen, dass ich im badner Teil von Baden-Wuerttemberg wohnhaft war (Karlsruhe), aber als Koelnerin sind mir da alle Grenzkonflikte egal und die schwaebische Kueche ist super! Schick mir doch mal dein Lieblingsrezept? Wuerde mich freuen.
    Viele liebe Gruesse,
    Ivy

    AntwortenLöschen